Baulexikon

Lean Construction Management: So optimieren Sie Ihre Bauprozesse

29.6.2022

Lesezeit:
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Inhaltsverzeichnis

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Capmo für Geschäftsführer

Tagelang passiert nichts auf der Baustelle und im nächsten Moment behindern sich die Gewerke bei ihren Arbeiten. Eine sehr unproduktive Situation, die mit einer guten und durchdachten Planung vermieden werden kann. Lassen Sie das Chaos hinter sich und lernen Sie mit Lean Construction Management eine effektive Methode kennen, um Ihre Bauprozesse zu optimieren.

Capmo-Tipp: Wer effizient planen und bauen möchte, muss zunächst dafür sorgen, dass alle Partner zusammenarbeiten. Dies gelingt, indem Sie Ihre Prozesse digitalisieren. Wie Sie dabei vorgehen, erfahren Sie Schritt für Schritt in unserem kostenlosen eBook „Papierlose Baustelle“. Schauen Sie rein!

Lean Construction Management im Bauwesen

Was so modern und für einige von Ihnen wie neu in der Baubranche klingen mag, ist für sich gesehen schon ein älteres, bewährtes Konzept. Bereits in den 1990er Jahren wurde der Lean-Ansatz auf die Baustelle übertragen, der vorher schon in der Automobilbranche angewendet wurde. Weitere Impulse erfährt das Bauwesen auch aus der agilen Anwendung in der Software-Entwicklung.

Was bedeutet Lean Construction?

Agiles und schlankes Arbeiten auf der Baustelle: Lean Construction ist eine Methode für eine effizientere Baustellenplanung und -organisation in Bauprojekten, mit welcher die Bauprozesse von der Planung bis zur Ausführung optimiert werden. Um von einer höheren Effizienz profitieren zu können, werden beim Lean Construction Ansatz diverse Arbeitsabläufe in den einzelnen Prozessschritten unter die Lupe genommen und beschleunigt. Dabei wird sowohl der Einsatz von Material und Zeit als auch von Arbeitskräften berücksichtigt, um insgesamt die größtmögliche Wertschöpfung im Bau zu generieren.

Exkurs: Seinen Ursprung hat das Lean Management in der Automobilindustrie. Das System ist bei Toyota entstanden, als Ressourcen knapp wurden und dringend eine Lösung her musste, um weiterhin die Produktion zu sichern. Die Vermeidung von Fehlern und die Reduzierung von Verschwendung war der Schlüssel für einen effizienteren Umgang mit den Ressourcen – realisiert über einen neuartigen Planungsprozess.

Lean Construction Management bedeutet in dem Zusammenhang, den gesamten Ablauf in Bauprojekten als Prozess zu betrachten und dabei für einen gleichmäßigen und effektiven Baustellenbetrieb zu sorgen. Dabei werden die Pläne so effizient wie möglich ausgearbeitet und zugleich auch nur so detailliert wie nötig. Das Lean Management im Bauwesen sieht dabei vor, die Planung während der Bauausführung kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern.

Was sind die 5 Lean Prinzipien?

Unabhängig davon ob Lean Management in der Baubranche praktiziert wird (Lean Construction Management) oder nicht - es basiert immer auf den folgenden 5 Lean Prinzipien:

  1. Kundenwert definieren (Value)
  2. Wertstrom identifizieren (Value Stream)
  3. Fluss optimieren und Verschwendung vermeiden (Flow)
  4. Pull Prinzip umsetzen (Pull)
  5. Kontinuierlich verbessern und Perfektion anstreben (Perfection)

1. Lean Prinzip: Kundenwert definieren

Lean Management beginnt immer am Ende - beim Kunden. Lean Management ist kundenzentriert und kundenorientiert. Deshalb geht es bei Lean Überlegungen darum, den Wert aus Sicht des Kunden zu erkennen und zu definieren.

2. Lean Prinzip: Wertstrom identifizieren

Im ersten Schritt wurde der Kundenwert definiert, jetzt geht es im zweiten Schritt um die Analyse und Optimierung aller wertschöpfenden Prozesse - von Start bis Ende. Konkret bedeutet das, zu analysieren wie die Werte die in Schritt 1 definiert wurden im Unternehmen entstehen. Wenn wir von Optimierung sprechen, heißt es in diesem Kontext wertschöpfende Arbeiten zu maximieren, notwendige Tätigkeiten zu minimieren und Verschwendung zu eliminieren. 

3. Lean Prinzip: Fluss optimieren und Verschwendung vermeiden 

Nachdem der Wertstrom identifiziert wurde, werden einige Aktivitäten ersichtlich, die keinen Mehrwert für den Kunden liefern. Jetzt geht es darum, einen reibungslosen Ablauf aufzusetzen, Verschwendung (z.B. Fehler, Wartezeiten) zu vermeiden und Aktivitäten so zu optimieren, dass es der Fluss ohne Unterbrechungen oder Wartezeiten entstehen kann. 

4. Lean Prinzip: Pull Prinzip umsetzen

Wie bereits erwähnt, steht beim Lean Management der Kunde im Zentrum. Deshalb ist es wichtig, den Kunden und seine Bedürfnisse zu verstehen - und nur darauf zu fokussieren, was der Kunde braucht. Denn so wird der Mehrwert gesteigert (Prinzip 1) und Verschwendung vermieden (Prinzip 3).

5. Lean Prinzip: Kontinuierlich verbessern und Perfektion anstreben

Das Ziel von Lean Management ist es, dass jeder Prozess und Aktivität dazu beitragen soll, dass der Mehrwert für den Kunden gesteigert wird. Deshalb gibt es auch immer Prozesse, die weiter verbessert werden könnten = das 5. Lean Prinzip.

Lean in der Baubranche zu arbeiten heißt deshalb:

Der aktuelle Stand im Bauwesen

Verzögerungen am Bau und eine verspätete Fertigstellung betreffen einen Großteil der Bauprojekte. Das führt unweigerlich zu höheren Kosten, wenn die Baustelle sehr viel länger in Betrieb bleiben muss, als geplant. Die Einhaltung von Zeit- und Kostenplänen ist allerdings vor dem Hintergrund eines zunehmenden weltweiten Wettbewerbs unbedingt notwendig.

Hohes Potenzial bislang ungenutzt

Steigende Kosten reduzieren die Margen. Für einen gewissen Zeitraum mag die Rechnung noch aufgehen, doch in Hinblick auf eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft ist es notwendig, alternative Konzepte ins Visier zu nehmen. Die erheblichen Einsparpotenziale durch Lean Construction kommen als Lösung gerade richtig. Verschiedene Einschätzungen von Experten zeigen, dass eine Umstellung auf Lean Management ein Bauprojekt um 30 % beschleunigen kann. Ein sehr erstrebenswertes Potenzial. Zumal die Produktivitätssteigerungen im Bauwesen global gesehen in den vergangenen Jahren recht niedrig waren im Vergleich zur weltweiten Wirtschaft.

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Effiziente Prozesse sind eines der vielen Ziele von Lean Construction Management.
Trends und Vorreiter der Baubranche

Große Unternehmen setzen bereits Lean Construction Management auf der Baustelle ein, um die Produktivität zu steigern. In kleinen Unternehmen hingegen ist dieses Modell noch nicht weit verbreitet. In der praktischen Umsetzung ist es tatsächlich nicht so einfach, die vielen verschiedenen beteiligten Gewerke von diesem Ansatz zu überzeugen. Denn das bedeutet zugleich, dass alle Gewerke ihren eigenen bewährten Planungsprozess in den Hintergrund stellen müssen, damit eine gemeinsame lean-orientierte Basis ihren Raum finden kann.

Unterstützend kann dabei ein weiterer Trend aus der Baubranche wirken: das Building Information Modeling (BIM). Diese software-basierte Anwendung bildet den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts ab und erfordert, dass alle Informationen direkt an Ort und Stelle digital gespeichert werden. Sofern alle beteiligten Gewerke hierbei mitmachen, greifen diese auf einen einzigen Datenpool zu. Prozesse lassen sich durch einfacher abbilden und Automatisierungen senken die Fehlerquote. BIM kann damit genau die Plattform sein, die alle Projektbeteiligten an einen gemeinsamen Tisch bringt.

Capmo-Tipp: Bevor Sie nach dem BIM Modell arbeiten können, müssen Sie sicherstellen, dass Ihre Daten strukturiert abgelegt sind. Das gelingt auf der digitalen Baustelle. Wie Sie diese auch in Ihrem Unternehmen sicherstellen, verraten wir Ihnen in unserem kostenlosen eBook „Papierlose Baustelle“.

Lean Construction Management und Bauprozesse

In der Theorie klingt Lean Construction sehr vielversprechend. Doch ein Modell ist nur so gut, wie die Ergebnisse tatsächlich einen Mehrwert erschaffen. Sicher stehen Sie nun erst recht vor der Frage, wie Sie das Konzept konkret umsetzen sollen? Anhand von praktischen Beispielen bringen wir Ihnen das Vorgehen näher.

Wie läuft Lean Construction ab?

Bei der Anwendung der Lean-Methode behalten die Baubeteiligten zunächst den gesamten Lebenszyklus im Blick. Die einzelnen Schritte von der Planung bis zur Fertigstellung des Bauwerks werden durchgesprochen und schaffen ein gemeinsames Verständnis. Durch das Festlegen von Meilensteinen wird dann das gesamte Projekt in einzelne Phasen gegliedert.

Anschließend wird der Detailgrad der Planungen weiter erhöht. Im Bauwesen kann dabei zusätzlich das Last Planner System angewendet. Dies ist eine spezielle Projektmanagement-Methode, welche die Lean-Prinzipien noch besser in die Praxis umsetzen lässt. Für sechs Wochen im Voraus werden konkrete, tag genaue Pläne zu den Projektzielen, den erforderlichen Tätigkeiten sowie zu den benötigten Ressourcen und Maschinen aufgesetzt. Dabei werden vor allem die “Last Planner”, also die letzten Planer, bei der Festlegung der Arbeits- und Taktbereiche berücksichtigt.

Eine übersichtliche Darstellung beispielsweise als Flussdiagramm bringt Klarheit und lässt zugleich Abhängigkeiten untereinander erkennen. Jeder Projektbeteiligte weiß dadurch genau, wann er seinen Arbeitsschritt zu erledigen hat. Komplett in Stein gemeißelt ist der Plan jedoch nicht. Das Konzept sieht vor, dass flexibel Änderungen vorgenommen werden können, wenn die Umstände auf der Baustelle es erfordern. Das ermöglicht zugleich, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu etablieren.

Die bevorstehende Woche wird in einem Meeting konkret durchgesprochen. Die vergangene Woche wird zugleich analysiert, Verbesserungspotenziale identifiziert und in das zukünftige Arbeiten integriert. Damit gelingt eine systematische und dennoch flexible Steuerung der Bauprozesse während der Ausführungsphase.

Die Vorteile dieser agilen Arbeitsweise

Mit einer professionellen Planung nach der Lean Construction Methode profitieren Sie und Ihre Projektbeteiligten von zahlreichen Vorteilen über den gesamten Bauprozess hinweg:

Kooperatives Miteinander statt Silodenken

Der Hebel für den Erfolg liegt ganz klar bei einer verbesserten Kommunikation. Da sich jeder Beteiligte im Bauprojekt aktiv mit einbringen kann und soll, werden Unstimmigkeiten oder Missverständnisse im Ablauf frühzeitig ausräumt. Mögliche Probleme lassen sich zuverlässiger antizipieren und können, noch bevor sie real werden, aus dem Weg geräumt werden. Beispielsweise lassen sich dadurch auch Baumängel effektiv vorbeugen. Lean Construction Management vermeidet unliebsame Überraschungen und Zeitverzögerungen mitten im Baugeschehen.

Effektive Prozesse zur Steigerung der Produktivität

Eine klare Struktur schafft Ihnen und allen Beteiligten einen genaueren Überblick und bietet mehr Zuverlässigkeit beim Erledigen der anstehenden Aufgaben. Die Arbeiten werden so geplant, dass alle Gewerke ihr Personal konstant einsetzen können. Stillstand auf der Baustelle oder nicht machbare Auftragsspitzen gehören der Vergangenheit an. Weder Zeit noch Budget wird verschwendet – bei gleichbleibend hoher Qualität.

Erbrachte Mehrwerte werden schon nach kurzer Zeit sichtbar

Noch dazu arbeiten Sie gemeinsam nicht nur auf das fertige Bauwerk hin, was erst in Monaten oder Jahren wirklich fertig sein wird. In der Zwischenzeit halten Sie sich bei dem Lean-Ansatz kontinuierlich neue Ziele vor Augen und schaffen so innerhalb kürzester Zeit immer wieder neue sichtbare Ergebnisse. Das ist sowohl für die Bauunternehmer zufriedenstellend als auch für Ihre Auftraggeber. Ein sicheres Gefühl auf beiden Seiten.

Ein Lean Construction Beispiel aus der Praxis

Am Beispiel einer umfangreichen Sanierung eines Mehrfamilienhauses wollen wir Ihnen beschreiben, wie Lean Management in der Praxis aussehen kann:

Heizung, Elektrik und die Sanitäranlagen sollen in einem Mehrfamilienhaus saniert werden. Nach der Lean-Methodik wird zunächst das große Ganze definiert und welche Gewerke an der Sanierung beteiligt sein sollen. Wenn dann der Bauplan mit Lean Construction aufgesetzt wird, werden dabei die Arbeitseinsätze der Gewerke so gelegt, dass sie sinnvoll aufeinander aufbauen. Alte Installationen werden zuerst entfernt, die neuen eingebaut und anschließend die Wände verputzt und frisch gestrichen.

Schon während der Planung wird transparent aufgezeigt, wie lange jeder Arbeitsschritt dauernd wird. Die Arbeitspakete werden aneinandergereiht, sodass ein zügiges Abarbeiten möglich ist. Dabei schreiten die Gewerke wie in einem Fluss von einer Wohnung zur anderen. So werden diese nacheinander fertig. Zumindest wenn alles termingerecht läuft, können die Gewerke so bestellt werden, dass weder Überschneidungen auftreten, bei denen sich die Facharbeiter behindern, noch tagelang Stillstand auf der Baustelle herrscht und es nicht vorangeht.

Drees & Sommer: ein Vorbild für Lean Management

Eine der führenden Beratungsfirmen in der Bau- und Immobilienbranche ist Drees & Sommer aus Stuttgart mit internationaler Reichweite. Neben Lean Construction Management werden auch Methoden wie BIM angewendet. Von der Idee und der Planung über die Bauausführung bis zur Instandsetzung begleitet das Unternehmen vorwiegend Großprojekte. Das cube berlin am Berliner Hauptbahnhof oder die Eishockey-Arena in St. Petersburg sind einige der Bauprojekte, die von Drees & Sommer begleitet wurden.

Für eine übersichtliche Planung und Durchführung nach Lean Thinking wird die Software LCM Digital eingesetzt. Die mobile Anwendung bildet den gesamten Bauprozess visuell ab und zeigt direkt auf, sollten einzelne Prozessschritte noch nicht stimmig ablaufen. Getaktete Aufgaben können flexibel verschoben werden, bis ein stabiler Produktionsplan entsteht. Vor allem können die Anwender kurzfristig und schnell reagieren, wenn unerwartete Ereignisse eine Anpassung des Plans erfordern.

cube Berlin Dreso: Entstanden durch Lean Management
Der cube in Berlin zählt zu den bekanntesten Projekten von Dress & Sommer.

Praktische Tipps für den Start

Nun haben Sie einiges rund um das Lean Construction Management erfahren, mit dem Sie viel leichter die kommenden Bauprojekte planen und umsetzen können. Damit Ihnen der Start gelingt, behalten Sie gerne die folgenden 5 Tipps im Hinterkopf:

  • Binden Sie die beteiligten Gewerke so früh wie möglich ein.
  • Zu Beginn der Planungen starten Sie mit einem Gesamtüberblick.
  • Brechen Sie das Projekt in einzelne Phasen mit konkreten Meilensteinen herunter.
  • Behalten Sie den Blick auf verschiedene Ressourcen: Mitarbeiter, Rohstoffe und eingesetzte Hilfsmittel.
  • Planen Sie in der Ausführungsphase wöchentliche Meetings ein: Kurz, aber effektiv.

Eine effektive Zusammenarbeit mit den anderen Bauunternehmen gelingt vor allem dann, wenn Sie auf eine digitale Unterstützung per App setzen. Der Zugewinn an Zeit und Übersichtlichkeit gegenüber den zahlreichen Papierbergen hat sich für viele Unternehmen bereits sichtbar bemerkbar gemacht. Definierte Aufgaben können in der Anwendung direkt per Klick an den zuständigen Facharbeiter zugewiesen werden. Mit dieser integrierten Kommunikationsfunktion lassen sich Informationen und Anmerkungen zum Sachverhalt schnell und einfach klären. So können Sie die Aufgaben ohne Umwege kooperativ mit den Projektbeteiligten abarbeiten.

Starten auch Sie mit der papierlosen Baustelle durch. Unser kostenloses eBook unterstützt Sie dabei, strategisch clever vorzugehen.

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